Zeichnungen 1996 – 1998

Claudia Maas

Das Thema meiner Arbeit ist der Körper, Empfindungen und Wahrnehmungen des eigenen Körpers.

Die Zeichnung ist ein geeignetes Medium, körperliche Empfindungen darzustellen.

Ein Ausgangspunkt war die Auseinandersetzung mit der Automatischen Zeichnung, einer künstlerischen Methode aus dem Surrealismus, bei der die aus einer Eigenbewegung heraus zeichnende Hand eine Verbindung zum Unterbewußtsein erzeugt.

Die Hand steht für mich in Verbindung zum Körper. Mich interessiert die Möglichkeit, körperliche Wahrnehmungen/Empfindungen in Bewegung und somit in zeichnerische Geste zu übersetzen.

Die ersten Zeichnungen entstanden in kurzen Zeiträumen schnell nacheinander .

Die Blindzeichnung ermöglicht eine bessere Konzentration auf Empfindungen. ( Das Sehen lenkt, als zusätzliche Sinneswahrnehmung, ab.) Die Konzentration lag auf Empfindungen in verschiedenen Körperhaltungen; z. B. Empfindungen einzelner Bereiche im Körper, deren Beziehungen zueinander und physischen Spannungen. Auch das Spüren von Volumen, die Wahrnehmung des Körpers als Raum oder in Beziehung zum Raum gehörten dazu. Mit der Differenzierung des „inneren Sehens“ kam ich zu beidhändigen Zeichnungen, die in ihrer Symmetrie der Zweiseitigkeit des Körpers entsprechen.

Ich verwendete Graphitpapier, auf dessen Rückseite ich mit den Fingernägeln zeichnete – der Bleistift als Verbindungsglied zwischen Körper und Papier fällt auf diese Weise weg.

Es ist das Moment der Bewegung, was die Zeichnung in eine Beziehung zum Körper stellt. Die durch körperliche Impulse ausgelöste Handbewegung übersetzt Empfindungen in zeichnerische Geste. Auch die Berührung des Bleistiftes auf dem Papier löst Empfindungen aus. Auf diese Weise entstehen Linienverdichtungen, Rhythmen und verschiedene Liniencharaktere. ( Hier besteht die Verbindung zum „automatischen Zeichnen“, bei dem physische Automatismen als eine Art Reflexbewegung des Körpers vor den eigentlichen psychischen Automatismen stehen.)

Konzentriere ich mich beim Zeichnen auf Empfindungen, entstehen in der Folge unwillkürlich auch Vorstellungen; bei dem Thema der Körperempfindungen sind es veränderte Raum -, Form -, Volumenvorstellungen. Diese Vorstellungen beeinflussen im weiteren das Zeichnen.

Empfindungen und Vorstellungen treten über das Zeichnen in eine Wechselbeziehung. So entsteht ein dynamischer Prozeß, der charakterisiert ist durch eine ständige Bewegung zwischen formbildenden und formauflösenden Linien.

Form oder Gestalt mit der Tendenz zum Statischen stehen in fortwährendem Widerstreit / Spannungsverhältnis zu Rhythmen und Bewegungen.